Dienstag, 4. November 2014

Wie wir nach Haithabu fuhren und keinen Stapellauf sahen

Wikinger-Herbstmarkt in Haithabu, Stapellauf eines Wikingerbootes inklusive - da mussten wir hin. Umso mehr, als es ein strahlender, warmer Sonnentag im November war. So dachte ich und überzeugte auch den Mann.

Wir fuhren also mit einem dieser Sparangebote der Bahn bis Schleswig, Sonntagmorgen kurz nach Mitternacht (na, sagen, wir, kurz nach sieben am Morgen) und kamen am Vormittag im Wikingermuseum an, wo wir uns zur Freifläche begaben.


Dort fand nämlich der Stapellauf statt. Doch vor dem Vergnügen kam erstmal die Politik, das heißt, sehr viele Reden wurden gehalten. Denn bei solchen öffentlichkeitswirksamen Events, die aus der öffentlichen Hand bezahlt werden (Kulturförderung und so), gilt immer: Es muss alles gesagt werden, und zwar von jedem, der einen Titel hat und will. Da meist alle wollten, dauerte es etwas länger.

Man hatte, wenn man früh genug dort war, jedoch Zeit, das Boot zu bewundern, das mit den Mitteln der Wikingerzeit gebaut worden war.



Der Weg zum Wasser war mit Rundhölzern ausgelegt. 


Doch, es wurde gewaltig voll mit Wikingern und Jetztzeit-Zuschauern. 


Als das Boot schließlich zum Wasser getraten wurde, stürmte ein Teil der Zuschauer zum Anleger. Als wir dort ankamen sahen wir ... nichts. Also, wir sahen eine Menge Rücken (und was will was heißen, denn der Mann ist 2,04 groß und ich 1,90), aber wir sahen nicht mal mehr die Wasserfläche.

Wir beschlossen, dass wir uns vorstellen können, wie es aussieht, wenn ein Boot zu Wasser gelassen wird, und kehrten ins Museum zurück. Es gab auch so genug Lohnendes zu sehen, zum Beispiel die immer noch geöffneten Wikingerhäuser.




Ah, Faserverarbeitung! Aber davon später mehr.


Das Gemeinschaftshaus mit der Festtafel


Und mein Lieblingsbild: Eine Wikingerin mit Spiegelreflexkamera :D

Wir stellten uns also vor, wie das Boot zu Wasser gelassen wurde, und kehrten vor dem großen Pulk ins Museum zurück, wo wir die Ausstellung ansahen.
Die lohnt sich immer und wurde heute durch Stände von Händlern ergänzt, die Handwerkskunst und Repliken aus der Wikingerzeit anboten. Im Gegensatz zu manchem Mittelaltermarkt hatte man sowohl auf Qualität als auch auf eine gewisse Authentizität geachtet, was sich angenehm von dem oft üblichen Mix aus Ethno-Trash, Wikinger-Kitsch und Eso-Kram abhob.

Ja, ich wurde auch fündig: Zwei Spindeln und drei Spinnwirtelrepliken sind nun mein und werden auch eifrig genutzt.

Spindel mit Geweihwirtel

Kristallwirtel, merovingisch, mit Holzschaft

Spindel mit Geweihwirtel



Drei Spinnwirtel, Speckstein und Glas (Mitte)


Obwohl es Anfang November war, war das Wetter fast sommerlich, so gingen wir an der Schlei zurück zum Bahnhof.




Blick auf Schleswig

Fazit: Wir sind überzeugt, dass der Stapellauf erfolgreich war (zumindest hörten wir nichts Gegenteiliges). Das Wikingermuseum ist jedenfalls immer eine Reise wert.